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Bergen-Belsen Prozess

37 über dieses Konzentrationslager. Es gab lediglich einen einzigen fest angestellten Bediensteten der Gedenkstätte, den Hausmeister, der in der Frühe das Portal zum Gelände auf- und abends wieder abschloss. Lediglich eine Inschriftenwand mit Obelisk und ein jüdisches Mahnmal erinnerten an die Toten des KZ und die über die Fläche verteilten Hinweisschilder „4.000 Tote“, „3.500 Tote“, etc. und ein Häuschen, Dokumentenhaus genannt, in dem völlig zusammenhangslos und fernab jeder museumspädagogischen Überlegung dargeboten, einige weni- ge Dokumente ausgestellt waren. Informationen über das dortige sowjetische Kriegsgefangenenlager, in dem allein im Winter 1941/42 über 15.000 Menschen zu Tode kamen, fehlten völlig. Völlig unfassbar: Etwa 1/3 der dort er- mordeten Menschen (anders kann diese geplante Art ihres Todes nicht genannt werden) wurde einfach ignoriert. Der Feind war wie zu Nazi-Zeiten anscheinend immer noch „der Russe“: Selbst am Ort ihres tausendfachen Todes waren diese ermordeten Sowjetbürger den Deutschen eine Erinnerung an sie nicht wert. Eine Schande sonders gleichen ebenfalls der Umgang mit dem 1946 von der sowjetischen Militärmission errichteten Mahnmal für diese Toten, auf dem an die Kriegsgefangenen erinnert wurde, „ … die in deutsch-faschistischer Kriegsgefangenschaft zu Tode gequält wurden“ mit der weiteren Inschrift in russischer Spra- che: „ Schlaft, teure Genossen, zum Ge- denken an euch. Ihr werdet ewig le- ben in den Herzen der Völker der Sowjetunion.“ Was geschah mit diesem Mahnmal? Es wurde „entsorgt“, wie man heute sagen würde, abgetragen, vernichtet. Bis heute, im Jahre 2010, findet sich weder im neuen, umfassenden Do- kumentationszentrum noch in der offi- ziellen Fachliteratur der Landeszent- rale für politische Bildung, bzw. Stif- tung niedersächsischer Gedenkstät- ten auch nur ein Hinweis oder ein Do- kument über die Verantwortlichkeiten dieser Schandtat. Wenn es denn die Scham ist, die zum Schweigen führt, na gut, aber nicht richtig. Ich vermute eher, es ist der politische Opportu- nismus - damals wie heute. Erst viel später, 1968, wurde hier von deut- schen Stellen ein kleiner Gedenkstein aufges- tellt mit dem Text: „Den sowjetischen Solda- ten zum Gedenken, die hier während des Zweiten Weltkrieges in Kriegsgefangenschaft in großer Zahl gestorben sind“, welches mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt: In großer Zahl? Also: 20, 200, 2.000 oder 20.000 Men- schen? Woran sind sie gleichsam schicksal- haft „gestorben“? Haben sie gelitten vor ihrem Tode? Gab es keine deutschen Wehrmachts- Verantwortlichen für ihren massenhaften Tod? Selbst hier, an diesem Ort ihrer Verbrechen, sollte wohl das Bild von der „sauberen deut- schen Wehrmacht“ nicht beschädigt werden – 23 Jahre nach 1945! „Entsorgtes“ Ehrenmal zum Gedenken an die ermordeten sowjetischen Soldaten Gedenkstein, 1968 errichtet

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