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Bergen-Belsen Prozess

39 Nun führte uns diese Gertrud Schröter über die Heidelandschaft, die heute Gedenkstätte ist, erzählte mit ihrer leicht rauchigen Stimme über Anne Franks Leben und Sterben im Lager, von Annes Schwes- ter Margot, über die sog. Austauschprogramme der Nazis, über die verschiedenen Lager und Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, die in Bergen-Belsen leben und sterben mussten und zeigte uns diese Orte. Sie erzählte Geschichten über Solidarität und gegensei- tige Hilfe dieser Menschen, über gaffende Deutsche aus der Umge- bung am Lagerzaun, die sich auf einem Sonntagsspaziergang ein- mal die „Untermenschen“ ansehen wollten. Durch ihre Schilderun- gen erst bekam dieser Ort für mich Konturen. Die Baracken konnte ich mir vorstellen dort, wo heute die Birken und Fichten wachsen und vieles mehr. Ich bekam durch sie eine kleine Ahnung davon, wie diese Menschen dort leben und sterben mussten, und auch, warum dies geschah. Sie versetzte mich in die Lage, etwas mit zu fühlen und zwar derart intensiv, dass ich in den Folgejahren bis heute, wenn ich es irgendwie einrichten konnte, zu den Befreiungsfeierlichkeiten im April jeweils nach Bergen-Belsen gefahren bin, ob veranstaltet von der VVN-BdA, spä- ter von der Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen oder schließlich, nach langem Zögern, von den niedersächsischen Landesregierungen. Heute, knapp 30 Jahre später, gibt es in Bergen-Belsen eine Gedenk- und Informationsstätte, die ihren Namen verdient, wenngleich noch einiges unvollständig erscheint z. B. im Bereich der Ausstellung zur Frage, wie es ge- schehen konnte, dass dem Nationalsozialismus die Macht übertragen wurde und wie gegenwartsrelevant diese Frage heute ist. Das Wort des Philosophen Ernst Bloch „Wer über den Kapitalismus nicht reden will, sollte vom Faschismus schweigen“ ist m. E. aktueller denn je, wenngleich politisch nicht gern gehört. Viele Menschen und Organisationen haben die notwendige politische Kraft aufgebracht, damit in Bergen-Belsen z. B. die sehr umfassende Dokumentationshalle errichtet werden konnte. Wahrscheinlich aber wird es weitere 30 Jahre dauern, bis dort im Ausstellungsbereich zur Geschichte der Gedenkstätte auch der Name Gertrud Schröter genannt wird. Gertrud Schröter bei einer Führung Gedenkveranstaltung der VVN-BdA in Bergen-Belsen Ende der 70er Jahre

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