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Bergen-Belsen Prozess

38 Nun aber zurück zum Jahre 1981 und zu einer älteren Frau von etwa Anfang 70 mit weißen Haaren und Doppel- kinn, die von meinen Mitreisenden „Gertrud“ genannt und von allen überaus herzlich begrüßt wurde. Man kannte sich bereits seit langer Zeit sehr gut: Gertrud Schröter, Kommunistin aus Celle, ebenfalls Mitglied in der antifaschis- tischen Organisation meiner Mitreisenden seit jeher, deren Vater im KZ-Sachsenhausen eingesperrt war und die selber am 4. November 1961 vom Lüneburger Landgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde, die sie im Frauengefängnis Vechta absitzen musste. Der Grund? Sie hatte in den 50er Jahren mehrfach Ferienaufenthalte für bedürftige bundesdeutsche Kinder in die DDR mit organisiert. Zwar kamen alle Kinder gesund und munter zurück und auch die Hautfarbe der Kindergesichter bei ihrer Rückkehr war lediglich auf einen Sonnenbrand und nicht auf rote Indoktrination zurück zu führen, aber für sowas gab es (nicht nur in Lüneburg, hier aber besonders) hohe Stra- fen. Später fiel mir eine kleine Schrift der VVN-BdA-Niedersachsen in die Hände mit dem Titel „Bergen- Belsen 1943-1945“ aus dem Jahre 1983 (zur Erinnerung: Eberhard Kolbs Buch mit dem gleichnami- gen Titel, die erste wissenschaftli- che Veröffentlichung zu diesem Thema, erschien erst im Jahre 1985), in der über das KZ infor- miert wurde (auch über die An- schläge von Neonazis auf diese Stätte) und auch über die politi- schen Auseinandersetzungen mit den Regierenden, diese Parkland- schaft zu einer wirklichen Gedenk- stätte werden zu lassen und mit der Einrichtung von regelmäßigen Führungen und einer öffentlichen Erinnerung am Befreiungstag zu beginnen, was bis dato regelmäßig vom niedersächsischen Innenmi- nisterium abgelehnt wurde. Inter- essant an dieser Schrift sind eben- falls die abgedruckten vielen Dankesschreiben an Getrud Schrö- ter für ihre Führungen: Dankesgrüße aus den USA, Israel, aus vielen eu- ropäischen Ländern, von deutschen Kirchengemeinden und Gewerk- schaftsjugendgruppen ebenso wie von Schülergruppen verschiedener Städte. Alle diese Menschen haben einer Frau, die hunderte solcher Führungen in Bergen-Belsen sach- kundig begleitete, freiwillig und un- bezahlt, als Autodidaktin und mit Herzenswärme, mit antifaschisti- scher Perspektive und mahnendem „Nie wieder!“, für ihr Engagement gedankt: Gertrud Schröter. Vor der Inschriftenwand und dem Obelisken erläutert Gertrud Schröter die Geschichte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen

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