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Bergen-Belsen Prozess

5 Eine „Erinnerungskultur“ wurde unter anderem Vorzeichen etabliert: Auf der schräg gegenüber der Belsenhalle liegenden Freifläche der Lindenstraße wurde im September 1956 in einer „Weihestunde“ dem Lüneburger Kampfgeschwader 26 gedacht mit der Einweihung eines kriegsverherrlichenden Obelisken, welches an den Oberbürgermeister Gravenhorst „in die Obhut der Stadt“ übergeben und „wegen seiner schlichten, aber des- wegen um so würdigeren Form allgemeine Bewunderung“ bei den etwa 500 anwesenden NS-Wehrmachtssoldaten und hoch- rangigen Offizieren fand, wie die LZ am 10. September 1956 anerkennend formulierte. Lüneburgs Superintendent Meyer, zwei Jahrzehnte früher gleichfalls für die Nationalsozialisten Garnisonsgeistlicher der Stadt, gab in seiner Feldpredigt dem deutschen Militarismus seinen Segen mit den Worten: „Sieh, Herr, dass dies dein Volk ist.“ Zwei Jahrzehnte nach der Rehabilitierung der Militär-Täter folg- te die „Entsorgung“ der Opfer am nahegelegenen Ort: Als in den 70er Jahren im Zuge stadtplanerischer Überlegungen di- verse Straßenzüge als „mittlere Ringstraße“ ausgewiesen wur- den und die Belsenhalle im Bereich der Kreuzung Lindenstra- ße/ Barckhausenstraße/ Rote Straße/ Stresemannstraße diesen Vorhaben im Wege stand und mit Verfügung der Stadt vom 19.12.1975 abgerissen werden sollte um Platz zu schaffen für eine mehrzügige Fahrbahn im Verlaufe der Lindenstraße – Stresemannstraße gab es zwar einen Protest vom MTV wegen des Verlustes dieser Turngelegenheit und auch einige Anwoh- nerinitiativen formulierten einen Widerspruch wegen des zu er- wartenden höheren Verkehrsaufkommens („Dieses Baudenk- mal könnte bei einer geringen Verschiebung der geplanten Kreuzung erhalten bleiben“), aber die historische Bedeutung der Belsenhalle spielte in der Auseinandersetzung um den Ab- riss kaum eine Rolle mehr. Lediglich eine der vielen Eingaben an die Stadt erwähnte diesen Tatbestand mit dem Vorschlag, diese Halle zu renovieren und als Erinnerungsort zu belassen. Zwar schaltete sich in die folgende öffentliche Auseinandersetzung um den Abriss auch das Niedersächsische Sozialministerium ein, der Ausschuss für Städtebau und Wohnungswesen des Niedersächsischen Landtages befasste sich mit dem geplanten Abbruch der Halle ebenso wie der Lüneburger Regierungspräsident und er wurde danach zwischenzeitlich gestoppt. Das ganze Vorhaben sollte zunächst noch einmal geprüft werden, aber beim Lokaltermin des Sozi- alministervertreters Uwe Schwenke de Wall am 20. Juli 1976 waren bereits vollendete Tatsa- chen geschaffen worden: Der Abriss war bereits im wesentlichen vollzogen. Die LZ zitierte in ihrer Ausgabe vom 21. Juli 1976 den Lüneburger Stadtbaurat Dr. Fritz Wellmann mit den Wor- ten: „Da müssen die Burschen vom Abbruchunternehmen wohl Wildwest gespielt haben“, titelte „Dieser Abriss ist ein Skandal“ und der Verwaltungsausschuss der Stadt, MTV-Vorstand und die Kampfgeschwader 26-Ehrenmal

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