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Landrat Albrecht

_____________________________________________________________________ 13 Der dritte Versuch, Landrat Albrecht abzusetzen und ihn durch einen gestandenen Nazi aus den eigenen Reihen zu ersetzen, führte gar zu einer kurzfristigen Beurlaubung von Wilhelm Albrecht. Auch hier ging die Initiative von NSDAP-Kreisleiter Lange aus. Dieser beschwerte sich in einem Anschreiben an den stellvertretenden NSDAP-Gauleiter Gakenholz am 29.Oktober 1935 darüber, dass Landrat Albrecht „illegale“ Butterlieferungen von einer ostpreußischen Molkerei beziehe. Es spricht vieles dafür, dass Lange auch diese Initiative planvoll ausführte, denn ungewöhnlich ist an diesem Vorgang, dass er den Gauleiter selber nicht kontaktierte und zudem seine Beschwerde mit gleicher Post an den Regierungspräsidenten sandte. Für diesen Kontakt zwischen NSDAP und der Bezirksregierung war üblicherweise nicht die NSDAP-Kreisorganisation, sondern die Gauleitung zuständig. Lange teilte Gakenholz und Matthaei mit, „dass hier etwa drei Pakete angelangt sind, und zw. das erste am 10., das zweite am 17. und das dritte am 25. Oktober… Ich kann aus zuverlässiger Quelle weiter feststellen, dass (er) in den Inflationsjahren schon einmal Pakete von dieser Molkereigenossenschaft bekommen hat… Es ist eigenartig, dass bei der kolossalen Butterknappheit nun Landrat Albrecht alle 14 Tage 5 kg. Butter bekommen kann…. Meines Erachtens kann hier kein Irrtum vorliegen, weil ja auch die Aufschrift und der Absender der beste Beweis sind.“ Zur Absicherung seiner Angaben ließ Kreisleiter Lange gar eines dieser Butterpäckchen fotografieren und sandte ein solches Foto als Anlage zu den Vorwürfen gleich mit, versehen mit der handschriftlichen Anmerkung: „Lichtbild einer Buttersendung an Landrat Albrecht“ Regierungspräsident Matthaei, bei dem Albrecht wegen der vorgeschilderten Auseinandersetzungen bereits in Ungnade gefallen war, beurlaubte den Landrat daraufhin mit sofortiger Wirkung und übertrug dem NS-Parteimann Lühr (Kreisdeputierter und Bürgermeister der damals noch selbständigen Gemeinde Lüne) die Aufgaben des Landrats, womit diese Fraktion des NS-Parteiapparates ihr Ziel erreicht zu haben schien, diesen wichtigen Staatsposten mit einem „alten NS- Kämpfer“ zu besetzen. Albrecht wurde nahegelegt, sich in den einstweiligen Ruhestand versetzen zu lassen. Allerdings brachte auch diese bislang schwerste Attacke keinen Erfolg: Es gelang Albrecht (sicherlich mit Unterstützung aus dem höheren Verwaltungsapparat und der Gauleitung), die Vorwürfe der Vorteilsnahme zu entkräften. Das Innenministerium wies das Ansinnen des Regierungspräsidenten auf Entlassung des Landrats zurück und rügte seinerseits den RP wegen der Beurlaubung, „für die Sie im übrigen nicht zuständig waren“.

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