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Landrat Albrecht

_____________________________________________________________________ 41 Statt eines Nachwortes: “Erinnerungskultur in Lüneburg“ Wer sich an die Arbeit begibt, eine Recherche über die Hintergründe, die Tätigkeit und die Rolle des Lüneburger Landrats Albrecht im NS-System zu betreiben und auch über die Straße, die ihm zu Ehren seinen Namen erhielt, wird sicher als erstes das Werk „Die Straßennamen Lüneburgs“ aus dem Jahre 2003 (bzw. 2007) in die Hand nehmen und erhält in diesem Nachschlagewerk knappe Angaben über die Straßenbenennungen nach diesem Landrat. Höchst erstaunt allerdings wird man gleich auf den ersten Seiten dieses Buches eine Widmung zur Kenntnis nehmen („Die 2. Auflage war gewidmet dem Andenken von Dr. Helmut Reinecke, gefallen am 6. März 1942“), ebenso das Porträt des früheren Archivars, Museumsleiters und Ratsbücherei-Chefs Wilhelm Reinecke (1866 – 1952). Ein zweiter Blick in dieses Buch verrät den Hintergrund der Irritation: Es handelt sich bei diesem unter dem Copyright des Deutschen Salzmuseums herausgegebenen Buch nicht um eine Neuerscheinung, sondern um die von Gustav Luntowski (1966) und Uta Reinhardt (2003/2007) überarbeitete Schrift des in 2. Auflage im Jahre 1942 erschienenen Werkes gleichen Titels (Verlagsbuchhandlung August Lax, Hildesheim) von Wilhelm Reinecke, das diesem Erstverfasser gewidmet ist. (69) Warum, so fragt man sich, stellt sich das offizielle Lüneburg im Jahre 2003/2007 in die Tradition einer Publikation aus dem Jahre 1942 mit all seinen Nazi-Implikationen, setzt diese Tradition fort, anstatt einen Neuanfang zu unternehmen? Warum wird eine solche Schrift nicht als Neuausgabe publiziert (ein kurzer Hinweis auf Reineckes Vorarbeiten hätte genügt), sondern bezieht sich ganz bewusst auf die Veröffentlichung aus dem Jahre 1942 und zeigt damit überaus deutlich die Kontinuität von den Nazi-Tagen bis heute, ohne auch nur ein kritisches Wort über die NS- Apologetik des Ursprungswerks und seines Verfassers zu verlieren? Warum wird ein solches „NS-Anschlusswerk“ finanziert von den „Landschaftsverbänden“ und der „Gesellschaft für visuelle Kommunikation“ und herausgegeben vom Salzmuseum, also von öffentlichen und privaten Einrichtungen?(70) Auszüge aus der 2. Auflage von „Die Straßennamen Lüneburg“ aus dem Jahre 1942, verfasst von Wilhelm Reinecke: Adolf Hitler Straße Es war am 20.Juli 1932, als unser Führer in Lüneburg weilte und in hinreißender Rede auf dem Männerturnplatze eine gewaltige Menschenmenge begeisterte und für immer für sich gewann. Im Schlußkapitel der Stadtgeschichte (von Reinecke 1933 herausgegeben und 1977 (!) neu aufgelegt, d. V.) der Zukunft entgegen ist eingehend darüber berichtet… Hindenburgstraße Paul von Hindenburg … am 26. April 1925 Reichspräsident, als solcher Schirmherr der neuen nationalen Revolution… Wer seinem Volke so die Treue hielt, soll selbst in Treue nie vergessen sein! (aus des Führers Gedenkrede). Legion Condor Straße … Im Freiheitskampfe Spaniens unter den Fahnen Francos wurden die deutschfreiwilligen Flieger als Legion Condor zu einem Verbande zusammengeschlossen, um sich durch ihre bis dahin unerhörten Leistungen unvergänglichen Ruhm zu erwerben. Karl Peters Straße … Der Gründer von Deutsch-Ostafrika … besuchte … das Johanneum zu Lüneburg, (was) in seiner Lebensentwicklung … von entscheidender Bedeutung (war), als der Vierzehnjährige unter dem starken Eindruck der glänzenden deutschen Siege, einer fortgesetzten Kette von Schulfeiern, begeisterten Ansprachen, Umzügen usw. … von tiefem völkischen Empfinden erfüllt, zum bewußten deutschen Patrioten wurde. Gauleiter Telschow Wall … Lebendigste Teilnahme am politischen Geschehen führte ihn früh in die Reihe der Völkischen, schuf in ihm einen der ersten Vorkämpfer unseres Führers. Am 27. Februar 1925, dem Tage der Wiedergeburt der NSDAP., seinem eigenen Geburtstage, wurde ihm die Leitung des Gaues Lüneburg-Stade (Ost-Hannover) anvertraut….“ Horst Wessel Straße … widmete sich aber alsbald mit Leib und Seele der Parteiarbeit. Feuriger und begeisterter Versammlungsredner, SA.-Mann … half er im kommunistischen Norden die Reichshauptstadt für Adolf Hitler erobern. In Friedrichshain brach er den Terror seiner Gegner… Das von ihm gedichtete und nächtlicherweise in Musik gesetzte Horst Wessel- Lied macht seinen Namen unsterblich. „Hoch vom Lüneburger „Volkshause“ wehte die rote Fahne mit den drei gen deutschen Boden gerichteten Pfeilen. Abend für Abend und gar bei Sonnenlicht sah man üble Häuflein von Männern, Frauen und Kindern einer „Musik“ folgen, deren schrille Misstöne offenen Hass herauspfiffen und –trommelten… Täglich las und hörte man von feigen Überfällen aus dem Hinterhalt.“ (W. Reinecke, in: „Geschichte der Stadt Lüneburg“, Lüneburg 1933, über das „Treiben der Lüneburger Sozialdemokratie“ vor dem Gewerkschaftshaus)

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