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Landrat Albrecht

______________________________________________________________________ 8 In diesem Bericht wird für Albrecht sogar ein Aufstieg innerhalb der höchsten Ebene ins Auge gefasst. Er wurde zunächst vorgeschlagen für ein Amt als Stellvertreter eines Regierungspräsidenten in der Gehaltsklasse eines Oberregierungsrats. Ab 1927 allerdings wurde auf diese Perspektive für Albrecht seitens des Regierungspräsidenten verzichtet. Im Jahre 1931 wurde ihm bescheinigt: „Befähigung: fleißig und gut befähigt, pflichttreu und gewandt; Dienstführung: sehr gut.“(2) Wilhelm Albrecht war ein Beamter, der seine Privilegien gerne entgegen nahm (wie die hohen Zuschüsse für seine repräsentative Landratswohnung samt Garten) und diese auch gehörig nutzte. So wusste er es mit seinen Beziehungen z. B. einzurichten, dass ein bekannter Arzt ihm eine sechswöchige Bade-Genesungskur in Bad Kissingen verschrieb und seine Ehefrau, ebenfalls als Kurgängerin, durfte ihn begleiten. Für seine Angetraute konnte Albrecht die Notwendigkeit einer Behandlung im selben Kurort und für denselben Zeitraum begründen und bekam dafür ebenfalls die Kosten erstattet. Eine Dienstreise zum Deutschen Sparkassentag nach Königberg (Albrecht war zeitwiese Vorstandsmitglied des Hannoverschen Sparkassenverbandes) verband er auch schon mal mit seinem Sommerurlaub bei Verwandten in Ostpreußen und regelte auf diese Weise die Frage nach den Fahrtkosten. Eine derartige Ausnutzung zugestandener Privilegien war zwar in diesen Gehaltsklassen sicher keine Seltenheit, aber Albrecht mogelte gelegentlich auch über die übliche Praxis hinaus: Bei einer Beantragung der Beamten- Kinderbeihilfe präsentierte er sich schon mal als armer Teufel. Tochter Elisabeth Albrecht nämlich studierte ab Ostern 1932 an der Universität Göttingen und wurde im Mai 1933 21 Jahre alt, sodass die bis zu diesem Lebensjahr gewährte Beamten-Kinderbeihilfe wegzufallen drohte, worauf hin Landrat Albrecht einen Antrag auf Weitergewährung dieser Beihilfe stellte mit den Worten:. „Ich bescheinige hiermit, daß ich ausreichendes Vermögen nicht besitze, um die Mittel zur Berufsausbildung zu bestreiten.“ Zu bedenken ist, dass Wilhelm Albrecht neben seinem üppigen Gehalt als Landrat weitere Gelder erhielt für seine nebenamtlichen Tätigkeiten bei der Kreissparkasse, als Geschäftsführer der Kleinbahn Lüneburg- Soltau, beim Deichverband Artlenburg und ab den 30er Jahren als Aufsichtsratsmitglied der Hastra, dem örtlichen Stromversorger, was ihm ein zusätzliches Salär von etwa ¼ seines Gehaltes einbrachte. Landrat Albrecht mogelte also schon mal gerne, um sich Vorteile zu verschaffen oder aber Nachteile zu vermeiden. Eine Nachfrage im Jahre 1937 etwa, ob eine Versetzung an einen anderen Landkreis für ihn in Frage käme, verneinte er mit dem Hinweis auf die „Berufsausbildung der im Haushalt des Vaters befindlichen Kinder“, obwohl sogar bekannt war, dass Tochter Elisabeth und Sohn Arnold sich seinerzeit nicht während ihrer Berufsausbildung im Haushalt des Vaters befanden. Sein schwerbehinderte Sohn Arnold, das war sogar aktenkundig in einem Kindergeldverfahren, lebte seit 1921 in Bethel, wo er von der dortigen Einrichtung betreut wurde.(3) Wilhelm Albrecht also hatte sich eingerichtet im Lüneburg des Jahres 1933, als den Nazis die Macht übertragen wurde. Er war Teil der besseren Gesellschaft am Ort, absolut loyaler Beamter, der seine Funktion als Landrat erfüllte und er tat ohne Widerspruch alles, was die Obrigkeit von ihm verlangte. Familienfeier bei Landrat Albrecht, 1924

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