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Landrat Albrecht

_____________________________________________________________________ 31 Zum Herbst 1941 wurde bekannt, dass sich in Einzelfällen polnische Zwangsarbeiter aus dem Landkreis „unerlaubt“ von ihren Arbeitsstellen entfernt und in ihre Heimatorte geflohen waren. Dort konnten sie wieder, ohne belangt zu werden, eine Arbeit aufnehmen. Gegen diese „schlaffe“ Haltung protestierte Albrecht energisch. Er forderte in seinem Lagebericht vom 10. Oktober 1941 als Polizeimaßnahme eine harte Bestrafung dieser Polen und eine unverzügliche zwangsweise Rückführung auf ihre deutschen Arbeitsplätze: „Bei den polnischen Zivilarbeitern mehren sich in immer stärkeren Maße Arbeitsvertragsbrüche und ungenehmigte Abwanderungen in die Heimatgebiete. Eine jede gelungene Flucht gibt (den) hier noch befindlichen Polen Anregung zu gleichem Versuch … (Daher) ist die strenge Bestrafung und beschleunigte zwangsweise Rückführung der Flüchtlinge zu ihren alten Arbeitsstellen in jedem Falle dringend erforderlich.“ (37) Mit der gleichen Argumentation plädierte Albrecht für die Einsetzung von geflüchteten und im Reichsgebiet aufgegriffenen Zwangsarbeitern/-innen auf ihren alten Arbeitsplatz und eine Abkehr von der bisherigen Praxis, ihnen eine Arbeitsstelle an einem anderen Ort zuzuweisen. Dieser Auffassung schloss sich der RP in seinem Bericht an den Präsidenten des Landesarbeitsamtes in Hannover vom 14.11.1941 an und forderte: „Auch ich bin … der Ansicht, dass, sowie irgend möglich, alle Polen die flüchtig geworden und wieder ergriffen worden sind, gegebenenfalls nach vorübergehender Unterbringung in einem Staatspolizei-Erziehungslager, an ihren alten Arbeitsplatz zurückgebracht werden müssen, damit ihre Arbeitskameraden sehen, dass eigenmächtige Versuche den Arbeitsplatz zu verlassen, vollkommen zwecklos sind.“(38) Im gleichen Zeitraum beschäftigte sich Albrecht mit entflohenen sowjetischen Kriegsgefangenen, die sich, um unentdeckt zu bleiben, durch verschiedene Einbrüche den Überlebensbedarf sicherten. „ Ihre mit den großen weißen, auf dem Rücken aufgemalten Buchstaben „SU“ versehenen Uniformen, vor allem aber das geschorene Bart- und Haupthaar kennzeichneten sie auffällig. Diese Merkmale erschwerten ihre weitere Flucht erheblich. Neben Lebensmitteln benötigten diese Männer zivile Kleidung und andere Utensilien, die für sie auf legalem Wege nicht erreichbar waren.“ (39) Hier forderte der Landrat ein sofortiges und energisches Einschreiten, die Verhaftung und „Bestrafung“ der Kriegsgefangenen und baute in seiner Argumentation eine Bedrohungskulisse auf, die nachvollziehbar macht, warum von den ca. 5.000.000 sowjetischen Kriegsgefangenen etwa 3,3 Millionen umkommen mussten. (40), davon allein 50.000 in den Lagern des Nachbarkreises Celle in der Umgebung von Belsen. Albrecht scheute auch nicht davor zurück, eine direkte Bedrohung von NSDAP- Mitgliedern und deren Organisationsgliederungen durch die Flüchtenden herauszustreichen, wohlwissend, dass diese Argumentation die härtesten Konsequenzen für die Kriegsgefangenen zur Folge haben würde: „Von der Kommandantur des Truppenübungsplatzes Munster sind in einem ursprünglich für Wegebauzwecke bei Rehrhof erstellten Barackenlager 145 Russen unter- gebracht, die … zum Teil aus Schwerverbrechern, politischen Kommissaren und sonstigem minderwertigen Gesindel bestehen…. In einem Zeitraum von etwa 14 Tagen sind 8 gelungene Ausbrüche erfolgt…. Die Bevölkerung des Gebiets ist so verängstigt, daß sie sich scheut, in den Abendstunden die Ortschaften zu verlassen. Wie mir berichtet, werden auch Parteiveranstaltungen von den außerhalb des Versammlungsortes wohnenden Mitgliedern aus Furcht vor abendlichen oder nächtlichen Überfällen nicht mehr besucht.“ (41) Albrecht forderte gar von der Lüneburger Gestapo eine schärfere Bestrafung als bis Anfang 1942 üblich ein und unterstützt ausdrücklich die faschistischen Bestimmungen des Reichsführers SS, Heinrich Himmler. Während es nämlich bis dahin Praxis war, „kleinere Verfehlungen“ wie das „unberechtigte Meckern, Disziplinlosigkeit und Entfernen vom Arbeitsplatz, Trunkenheit, etc.“

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