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Landrat Albrecht

______________________________________________________________________ 6 Nationalsozialismus erlassenen Rechtsvorschriften“ (und zwar bis heute) garantiert. Kein/e Redner/in problematisierte in der Debatte die politische Brisanz, dass dieser Landrat Albrecht von den Alliierten seines Amtes enthoben und die Benutzung dieses Straßennamens untersagt wurde. Im Gegenteil: Dass mit der Benennung des neuen Straßenzuges nach dem ehemaligen Landrat Albrecht sogar eine bewusste Negation und „Überwindung“ der Befreiungsvorschriften intendiert war, hoben mehrere Redner hervor. Eine allgemeine Frage nach dem Tätigkeitsbereich eines Landrats im System der NS-Herrschaft wurde ebenso wenig gestellt wie die nach dem konkreten Wirken dieses Landrats von 1933 – 1945. Hier wurde, wie Ralph Giordano es später ausdrückte, „der große Frieden mit den Tätern“ gemacht, der seine Voraussetzung fand in einer quasi-„Renazifizierung“ eines Großteils des kleinstädtischen öffentlichen Lebens und ihres Personals. Ein Blick auf die Redeliste bei dieser Ratsdebatte zeigt „die Verstrickung“ eines gewichtigen Teils der Diskutanten in das örtliche NS-System: Dass Herr Dr. Karl Behrens, im Lüneburger Adressbuch 1963 verzeichnet als Rechtsanwalt, Fabrikant und Mitglied der rechtslastigen „Deutschen Partei“, in früheren Jahren eine direkte Bekanntschaft mit dem Landrat Albrecht gepflegt hatte, lässt sich erklären aus seiner Familiengeschichte. Er war schließlich der Sohn des Direktors (und späteren Besitzers) einer der größten Fabriken Lüneburgs, des Lüneburger Eisenwerks, und sein Vater pflegte bereits weit vor 1933, als der größte Teil des Bürgertums noch die DNVP unterstützte, großes Verständnis für die Nazis, indem er z.B. IHK-Syndikus Mackensen in seiner Einschätzung zustimmte, die „Ideen des Stahlhelm und der SA … seien die Ideen der Zukunft“.(A). Als späterer Besitzer dieses Betriebes, welcher eingebunden war in die NS- Wehrwirtschaft und Rüstungsproduktion, nutzte Behrens schamlos die Zwangsarbeiter/- innen in seinem Betrieb aus. Die Villa der Familie Behrens (Bürgergarten 4) dient heute der örtlichen CDU als Parteidomizil. Auch Senatorin Ina Körner verband noch eine Bekanntschaft mit dem früheren Landrat als Ehefrau des NS-Archivars der Stadt Lüneburg, dem dieses Amt von den Nazis übertragen wurde. Bei dem Ratsherrn Wetzel handelt es sich um einen Nazi-Täter der höchsten Kreise. Als Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg von 1936 – 1945 war er der Verantwortliche für alle NS-Verbrechen im Stadtbereich. Nachdem er nach 1945 sein Parteibuch tauschte und von der NSDAP zur FDP wechselte, wurde er für diese „freie und demokratische“ Partei Ratsherr, ab 1957 sogar deren Fraktions- vorsitzender. (B) Bis heute brachte es die örtliche FDP nicht fertig, diesen faschistischen Teil ihrer Parteigeschichte aufzuarbeiten. FDP-Ratsherr Wetzel (rechts) begrüßte als Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg 1937 seinen NSDAP- Gauleiter Telschow mit Gefolge auf dem Marktplatz. Lüneburg wurde Gauhauptstadt.

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